Die schwedische Schülerin Greta Thunberg ist, als zornige junge Klima-Aktivistin, im Handumdrehen zur einer internationalen Symbolfigur geworden. Ihr Alleingang offenbart Mut und Trotz, und ihre Rede vor der Mächtigen der Welt in Davos stört die fade gewordene Rhetorik der Zuversicht. Greta fordert ihre Zuhörer zur Panik auf. Und sie macht ihnen ein schlechtes Gewissen, indem sie fragt, was sie dereinst ihren Kindern und Enkeln erzählen soll, wenn diese ihr vorwurfsvoll sagen: Ihr habt es doch gewusst.
Das sitzt. Das multipliziert sich über die digitalen Netze. Die Erregungswellen animieren Massendemonstrationen von Jugendlichen in zahlreichen Ländern. Zu offenkundig scheint das Versagen der Eliten. Zu gut informiert ist die junge Community mittlerweile. Greta ist keine Demagogin. Sie erzeugt keine feindseligen Emotionen. Sie malt uns kein ausgedachtes Monster. Was sie aufgreift, ist eine weltweite Sorge, erhärtet durch Evidenz, wissenschaftlich untermauert und um Szenarien ergänzt.
Hier entfaltet sich Bildung für eine demokratische Gesellschaft in der ganzen Spannbreite: vom mutigen Vorpreschen des Schulmädchens über die mediale Aufmerksamkeit bis zur internationalen Solidarität. Daran sind politische Aspekte und Charakteristika, an denen wir lernen können. Drei wichtige seien hier genannt.
Erstens. Zu den demokratischen Tugenden zählt, im Engagement persönliche Nachteile in Kauf zu nehmen. Eine Bestrafung für das Schulschwänzen am Freitag. Greta wagt es. Sie handelt zunächst allein und nimmt trotzig das Risiko ihrer Selbstisolation auf sich. Gerade dadurch wird sie Vorbild für viele, und aus den ihr zuströmenden Sympathien entsteht eine Bewegung. Das zeigt, dass man auch als schwaches Individuum politisch etwas in Gang bringen kann.
Zweitens: Gretas Handeln ist zutiefst rational. Es speist sich aus einer pragmatischen Einsicht in die Unverantwortbarkeit des Umgangs mit dem Planeten. Sie argumentiert mit knallharten Fakten und führt die Priorität ökonomischer Ziele ad absurdum. Kein Wunder, dass sie deshalb von denjenigen angegriffen wird, die die Politik bloß als die Magd der Ökonomie betrachten. Sie bekennt Farbe – gegen einen zerstörerischen Mainstream.
Drittens: Greta zeigt den Weg von der Angst zur Aufklärung. Sie liefert den Beweis dafür, dass Emotion und Vernunft keine Gegensätze sein müssen. Die von ihr erzeugte Bewegung ist ein humanes Gegenmodell zu entmündigenden Formen der Angst-Politik. Die Sorge um die Zukunft des Planeten ist menschenfreundlich, weil es auch um seine Bewohnbarkeit geht. Sie ist auf eine besonders radikale Weise inklusiv und delegitimiert jede Form von borniert politischem Lobbyismus.